Clown Julchen

20 Jahre Clown Julchen und Familie in den Kinderkliniken in Mannheim und Heidelberg

„Sind die Clowns schon da?“ fragt der kleine Erik schüchtern. Er kann es kaum erwarten und lugt gemeinsam mit Julia um die Ecke des Flures. Die beiden sind junge Patienten auf der Kinderkrebsstation 31-4. An diesem Nachmittag haben sich die Klinik-Clowns mit einer Show angekündigt.

Die Klinik-Clowns heißen „Julchen und die Zaubermäuschen“ und sind aus dem Universitätsklinikum nicht mehr wegzudenken: Bereits seit 20 Jahren engagieren sich Julia, Rudolf und Nadine Hartman aus Graben-Neudorf regelmäßig in der Kinderklinik. Jetzt freuen sie sich, dass der persönliche Kontakt zu den Kindern wieder ein Stück weit möglich ist. Gerade werden sie noch per Corona-Schnelltest abgestrichen, 15 Minuten später können sie schon starten. Bevor die eigentliche Aufführung losgeht, nehmen die drei behutsam Kontakt mit den Kindern und ihren Müttern auf, damit sich niemand überrumpelt fühlt. „Wir haben unser Programm etwas umgestellt. Vor Corona haben wir mit den Kleinen auch mal gemeinsam Gummibärchen gegessen oder für Fotos posiert. Jetzt zaubern wir mit Abstand und mit Handschuhen“, erklärt Julia Hartmann. Statt roter Nase ziert nun eine Maske ihr Gesicht. Mit ihrer Zaubershow zieht die Clown-Familie an diesem Nachmittag Julia und Erik in ihren Bann: Da ist Rocky, das Kuscheltier, das aus einer Schachtel krabbelt und gestreichelt werden darf. Ein Malbuch, das wie von magischer Hand plötzlich farbige Zeichnungen enthält. Und auch Klassiker wie das Modellieren von Luftballons dürfen in ihrem Programm nicht fehlen.

Die Freude, im Jubiläumsjahr endlich wieder tätig zu sein, ist groß: „Die Corona-Situation belastet die Familien zusätzlich zu der Krankheit des Kindes. Umso schöner, wenn wir unter der Maske ein Lächeln ins Gesicht zaubern können“, so Julia Hartmann. Die Clown-Auftritte werden finanziell von der Deutschen Leukämie-Forschungs-Hilfe (DLFH) – Aktion für krebskranke Kinder – Ortsverband Mannheim e.V. über Spenden finanziert. Die Familie weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn das eigene Kind wochenlang im Krankenhaus liegt: Nicole, die zweite Tochter, ist als junges Mädchen an Knochenkrebs erkrankt. Sie überlebte die Krankheit und trat gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester als Clown auf – bis sie mit 23 Jahren erneut schwer erkrankte und verstarb.

PD Dr. med. Michael Karremann, Oberarzt auf der Kinderkrebsstation, ist froh über das Engagement der Familie: „Die Clowns machen den Alltag für die Kinder erträglicher. Familie Hartmann hat ein sehr gutes Gespür im Umgang mit den Kindern und ihren Eltern. Sie verbreiten gute Laune, aber sie merken auch, wenn sie sich etwas zurücknehmen müssen, weil die Situation es vielleicht gerade nicht zulässt ausgelassen zu sein. Sie haben einfach sehr viel Erfahrung und können sich gut einfühlen.“ Die regelmäßigen Auftritte sieht er – ergänzend zur Musik- und Kunsttherapie – als wichtiges Angebot in der Kinderonkologie. Daher ist er froh, dass seit kurzer Zeit wieder kleinere Aufführungen auf der Station möglich sind. So wie auch an diesem Nachmittag, als Erik und Julia für eine halbe Stunde einfach ganz normale Kinder sein können.

Abschließend noch ein Video unsereres Interviews in der Sendung Campus Report auf Radio Regenbogen: https://www.youtube.com/watch?v=FfpfKnOfxcA